Gewaltfreie Kommunikation

Thomas Wiedemann /
Wissenswertes

Konflikt ohne Streit – „Gewaltfreie Kommunikation“ macht‘s möglich

Wer bringt den Müll raus? Urlaub in den Bergen oder am Meer? Personal aufbauen oder einsparen?

Solche Meinungsverschiedenheiten sind alltäglich und unvermeidlich.

Blöd ist es nur, wenn aus solchen Meinungsverschiedenheiten ein handfester Streit oder gar ein Zerwürfnis entsteht.

Das passiert leider recht oft, weil Menschen dazu tendieren, sich bei Meinungsverschiedenheiten zu verteidigen oder auf Angriff zu schalten, um Ihre Position durchzusetzen. Wenn das beide Seiten machen, ist eine Eskalation sehr wahrscheinlich.

Nehmen wir das Beispiel mit dem Müll. Das könnte so ablaufen:

A: „Wie wäre es, wenn Du mal den Müll rausbringst?“

B: „Ich habe gerade was andres zu tun, bring ihn doch selber raus.“

A: „Warum soll immer ich mich um den Müll kümmern. Ich sehe nicht ein, dass Du dich ständig vor der Hausarbeit drückst.“

B: „Wer drückt sich hier? Ich ackere hier jeden Tag von früh bis spät, während Du …“

Wie schafft man es, solche Eskalationen zu verhindern? Indem man nachgibt? Erfahrungsgemäß auch keine nachhaltige Lösung. Es gibt aber noch eine andere Methode. Die wurde entwickelt von Marshall Rosenberg und nennt sich „Gewaltfreie Kommunikation“. Klingt irgendwie seltsam, ist aber eine sehr wirksame Vorgehensweise, wenn man es schafft, sich daran zu halten.

Und das geht so:

  1. Den Sachverhalt, um den es geht möglichst nachvollziehbar, ohne Bewertung und ohne Vorwürfe beschreiben:

A: „Schau mal, der Mülleimer ist randvoll. Wenn ich jetzt die Küche aufräume, weiß ich nicht, wohin mit dem Müll.“

B: „Ich muss noch heute das Angebot für XY abgeben, dafür brauche ich noch ungefähr eine Stunde.“

  • Beschreiben, was der Vorgang in einem selbst für Gefühle auslöst:

A: „Es frustriert mich, wenn ich das Gefühl habe, die Hausarbeit lastet allein auf meinen Schultern.“

B: „Verstehe, und mich macht es ganz nervös, wenn ich mich gleichzeitig um zwei Dinge kümmern soll. Das Angebot hat für mich jetzt Priorität“

  • Die Bedürfnisse artikulieren, die in diesem Zusammenhang zu kurz kommen:

A: „Ich brauche hier ein wenig Unterstützung.“

B: „OK, ich brauche noch ungefähr eine Stunde, in der ich konzentriert arbeiten kann.“

  • Konkrete Wünsche äußern:

A: „Ich würde mich gerne mit Dir darüber unterhalten, wer heute den Müll rausbringt.“

B: „Können wir darüber in einer Stunde sprechen?“

Klingt möglicherweise umständlich oder gekünstelt? Fühlt sich am Anfang auch krampfhaft (weil ungewohnt) an. Aber wenn man so oder so ähnlich vorgeht, besteht gute Aussicht, dass sich das Gegenüber nicht angegriffen oder in Rechtfertigungsnot sieht (daher „Gewaltfreie Kommunikation“), dass man Verständnis anstelle einer Gegenreaktion auslöst, und dass es zu einer einvernehmlichen Einigung kommt.

Kleiner Tipp: Wer noch nicht viel Übung in der „Gewaltfreien Kommunikation“ hat, kann sich am Anfang darauf konzentrieren, auf Anklagen („Du drückst Dich“, „Du machst mich wahnsinnig“ o.ä.), insbesondere in Verbindung mit Verallgemeinerung (immer, dauernd, nie, etc.), zu verzichten. Das nimmt schon einiges an Schärfe aus der Unterhaltung.

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